Nur die Richtung war OK! PDF Print E-mail
There are no translations available.

Zur Fotogalerie Dawson City - Chicken - Tok - Anchorage

 

Noch 2.Tag
Aber was ist schon Planung, nach ca. 220 gefahrenen Kilometern verließen den Motor jegliche Kräfte und eine jähe Warnmeldung  „Achtung Kühlwasser kocht“ ließ uns das Fahrzeug abstellen. Zum Glück hatten wir direkt eine kleine Ausfahrbucht und so konnte der Motor erst einmal abkühlen. Nach einer Weile versuchten wir einen Neustart, schließlich waren wir mitten in der Wallachei und weit und breit war keine Menschenseele zu entdecken! Doch bereits nach gut einem Kilometer stieg das Thermometer wieder auf den Siedepunkt und vermittelte uns abermals sehr höflich, den überhitzten Motor abzustellen. Da wir nun direkt auf der Geraden stehen blieben, hielt auch prompt das nächste Campmobil an und bot seine Hilfe an. Weil das Fahrzeug relativ neu war, traute sich auch keiner, so richtig was dran zu unternehmen und so boten sie an, jemand bis zum nächsten Ort zweckt Kontaktaufnahme mit dem Vermieter mitzunehmen. Frau und Sohn führen mit, ich verblieb im Fahrzeug, da wir es auf freier Strecke nicht alleine zurücklassen wollten. Nach ca. 35 Min. kamen sie zurück und füllten nach Anweisung der Station das Kühlwasser auf. Diese Idee war im Grunde genommen schon ok, aber erstens wollte keiner an dem neuen Wagen rumexperimentieren ohne Rücksprache mit dem Verleiher und zweitens dachte auch keiner an einen grandiosen Erfolg dieser Maßnahme. Doch erst einmal herzlichen Dank an das überaus hilfreiche Ehepaar, das auch noch ca. 300km Fahrt vor sich hatte und der Urzeiger zeigte schon die späte Stunde an. Wie schon vermutet, die Freude an dem „kühlen“ Wasser dauerte wohl nur 5 Min, dann meldete sich das nervige Warnsystem wieder. Raus aus der Kurve, eine etwas längere Gerade suchen und dann wieder den Seitenrand anfahren, denn eine Bucht oder Ähnliches gab’s jetzt nicht mehr und der vorbeidonnernde Überlandfernverkehr ließ einen Sicherheit an erste Stelle setzen.
Die Versuche bei weiteren hilfreichen Menschen wenigstens noch mal jemand mit Platz im Auto zu erhaschen um abermals in Telefonnähe zu kommen, scheiterten. ( Das Mobiltelefon setzte in dieser Einöde wohl mehr auf die gute alte Indianerart, deren Bevölkerung hier zwar überwiegte, deren Kommunikationsmittel (Trommeln) aber mit den unseren (Mobilfunk) nicht kompatibel sind.) Um es auf einen Nenner zu bringen: hier war einfach kein Mobilempfang möglich. Ein weiterer hilfsbereiter Mensch  bot sich an hinter uns her zu fahren und nur notfalls dann sein Auto auszuräumen um jemand zum Ort zu bringen, aber die Fahrweise mit ca. 20-30 km/h brachte uns dann doch mit drei weiteren Stopps bis zum ersehnten Ort, der aber inzwischen komplett ausgestorben war, denn alles, aber auch alles war geschlossen . Allerdings gab es hier ein Telefon, für jeden zu erreichen und auch in der Lage mit Toll-Free-Nummern umzugehen (wichtig, wenn man gerade einen Tag im Land verbringt und noch nicht das nötige Kleingeld oder entsprechende phonecards in der Tasche hat). Das Tollste an der Sache war, das Ding (Telefon) funktionierte sogar und wie, denn der Vermieter war abermals zu erreichen und - wie wir- genauso wenig erfreut von der Tatsache des Misserfolges! Allerdings trennten sich jetzt die gedanklichen Wege des Vermieters und unsere. Selbst unsere Mitteilung, dass weit und breit bis Dawson City kein Service anzutreffen sei – so die Aussage der Leute hier vor Ort beim ersten Telefonat – wollte ihn nicht davon abbringen, dass wir erst mal am nächsten Tage uns selber um Service kümmern sollten. Auch ein weiteres Erklären half nichts an seiner Einstellung, auch die leise Forderung nach einem Ersatzwagen ließ seine Stimmlage weder sanfter noch ruhiger werden! Erst unser Einwand, dass, wenn wir nicht pünktlich in Anchorage ankämen, die Flüge und alles andere verfalle, ließ seinerseits etwas Kompromissbereitschaft erkennen. So einigten wir uns, dass wir am nächsten Morgen uns noch einmal mit ihm um 8 Uhr in Verbindung setzten.

3. Tag
Auch an diesem Morgen konnten wir seine Hoffnung, dass sich der Schaden von selbst erledige, nicht im Geringsten erfüllen. So hofften wir auf ein weiteres Gespräch in einer Stunde, da er jetzt erst einmal schauen müsse, was in seiner Macht stehe, denn langsam schien auch er verstanden zu haben, dass nur ein weiterer Camper im Austausch die einzige brauchbare Lösung war. Im folgenden Gespräch teilte er uns mit, dass eine Angestellte in ca. ½ Stunde losfahre und ein Campmobil im Austausch bringe, aber es dauere, denn immerhin waren wir ja schon ca. 288.9 km gefahren (km-Stand 17.230, 16.941 bei Übernahme). Wir machten uns auf 13 Uhr gefasst!
Warten war angesagt und das bei herrlichstem Wetter und unser Außenthermometer zeigte 80°F an, was nach meiner Berechnung mit 27-28°C gleichzusetzen war.
Ein wenig das Umfeld erkunden, Auto schon mal wieder ausräumen, damit die Übergabe wenigstens flott von statten geht und halt das Wetter genießen…
Dann kam nach 14 Uhr endlich der ersehnte Ersatzcamper, schnell den neuen Wagen checken – doch was war das? Auf der rechten Seite waren die Verankerungen am Camperaufbau rausgerissen, eine Weiterfahrt über lange Highways war mit diesem Mobil in diesem Zustand kaum möglich, so verblieben wir, dass wir in Dawson City in die Werkstadt mussten, bevor wir weiterfuhren. Dem Anschein nach gibt’s wohl kaum einen funktionierenden Camper bei dieser Verleihfirma – und dabei beginnt doch erst die Saison!
Des Weiteren hatten wir den großen TC10-Camper gebucht, warum entsprach der erste Camper eher dem TC8? Fragen, die offen bleiben, aber mich gegenüber dem Verleiher Canadream sehr nachdenklich stimmten und ich bei Canadream garantiert keine Buchung mehr tätigen werde, denn es scheint kaum ein Einzelfall zu sein. Aber nicht nur die jetzige Größe entsprach eher dem TC10, auch die Ausstattung kam der Beschreibung näher!
Aber inzwischen ist uns nur noch wichtig, dass wir den weiteren Plan einhalten ohne zu wissen, ob’s auch wirklich klappt, denn die gebuchten Flüge bestehen zwar, aber die Tickets haben wir noch immer nicht und nun besteht auch keine Chance mehr sie vorher in Anchorage abzuholen, die Zeit sitzt uns nun im Nacken!
In Dawson City angekommen, erst einmal Werkstattbesuch (eigentlich wäre hier schon Feierabend gewesen) und neue Befestigungsketten am Pickup für den Aufbau angebracht! Hier ist es noch ca. 3-5° wärmer als in Whitehorse mit ca. 26-28°, haben wir uns dann auch gleich zum wohl besten Campground begeben – auf der anderen Seite des Yukon River. Die Fähre geht 24 Stunden lang und fast alle 10 Min. kommt man ans andere Ufer. Dieser Service ist gratis und lädt wirklich dazu ein, sich auf einem sehr naturverbundenen Stellplatz die Zeit angenehm zu gestalten. Von hier aus ist man auch zu Fuß und Fähre binnen Min. im Centrum von Dawson City. Das Ganze nutzten wir am Abend um nach dem Stressbeginn noch mal kurz zu essen im Klondike-Restaurant, dem einzigen am Ort, wo man mit Jugendlichen unter 18 (17½) auch draußen essen durfte!!!
Danach bei immer noch herrlichstem Wetter und (immer noch) Sonnenschein zogen wir uns dann nach kleiner Stadtbesichtigung gegen 23 Uhr zum Campground zurück.

4. Tag
Aus bereits gut dargelegten Gründen haben wir heute eine Mammuttour vor uns, von Dawson City bis Anchorage in einem Rutsch, denn bereits morgen früh geht dann unser Weiterflug vom dortigen Airport.
Also gegen 8 Uhr aufstehen, ohne Weckergeklingel wurden wir sogar wach, schnell gefrühstückt und dann noch einmal mit der Fähre nach Dawson City, wir müssen noch tanken und eine kleine Fotosafari durch Dawson starten.
Nach der Fähre geht’s dann weiter in Richtung Alaska!
Ca. 180 Miles bis nach Tok, und weitere satte 300 Miles bis nach Anchorage, also war der Rest des Tages bis weit nach Mitternacht für diese Fahrt reserviert und richtig, gegen 1 Uhr nachts waren wir dann am Airport Anchorage.
Die Urlaubsstimmung, welche sich gestern nach der Reparatur des Campers so langsam einstellte, wurde heute weiter bekräftigt. War es bis dato doch eher eine Fahrt mit Haken und Ösen – waren heute nur noch aaahhhhh und ohhhhhh zu vernehmen! Immer wieder geriet die Familie ins Staunen bei  derartigen landschaftlichen Veränderungen, denn nun ging es erst mal so richtig bergauf. Schade, dass wir derart unter Zeitdruck waren, denn die Strecke strotzt nur so von einer ihr eigenen Schönheit, hinter jeder Kurve wurde einem die unendliche Weite dieses Landes wieder bewusst bei dem Panoramablick in unendlich scheinende Täler.
Nach einiger Fahrzeit passierten wir die amerikanische Landesgrenze (Poker Creek), der erste Anlaufpunkt an diesem Tag.
Eigentlich sieht die Natur hier nicht gleich „amerikanischer“ aus, doch zeigt sich der Unterschied zwischen Canada und USA mit knallharten Fakten: Die Straße ist jetzt nur noch geschottert! Somit passt sie sich zwar unbezweifelbar 100%ig der Natur an, relativierte jedoch auch die Reisegeschwindigkeit. Konnte man noch eben mit 90km/h reisen, so waren es jetzt teilweise nur noch ca. 25-35, manchmal auch erlaubte 40 Meilen. Vom Umweltgedanken eine sehr erfreuliche Geschwindigkeitsreduzierung, wenn man allerdings bedenkt, dass an diesem Tage noch ca. 550 km zurückgelegt werden müssen, schon ein Gedanke, der einem das Schaudern über den Rücken fahren lässt. Diese Schotterstraße hielt bis Chicken an, eine kleine Ansiedlung, die von den Reisenden lebt und deren Bewohner in den Wintermonaten diese Gegend mit einer anderen tauschen, da hier dann auch alle Straßen unpassierbar, bzw. geschlossen sind. Kurz danach wurde die Straße etwas besser, die Berge verschwanden nach einer weiteren Weile und es wurde landschaftlich wieder etwas ebener, Tok in Sicht!
Eine Hauptstraße mit reichlich Tankmöglichkeiten, Snackeinlagen sowie Übernachtungsmöglichkeiten – das muss Tok gewesen sein!
Also tankten auch wir hier und machten eine kleine Zwangspause, denn das langsame Fahren auf den geschotterten Straßen schlaucht gewaltig und die Sinne riefen nach etwas Ausspannen…
Weiter in Richtung Anchorage – wieder den Bergen entgegen, deren Kulisse wir bereits schon kurz vor Tok wahrnehmen konnten.
Die Strecke strotzte bereits wieder vor Schönheit und eine der für uns herrlichsten Landschaftsdurchfahrten konnten wir ab der Kreuzung nach Valdez erleben. Eine Landschaft, die jedem Besucher aufzeigt, wo er sich befindet – und in die Indianer- und Cowboyzeit zurückholt. Wer den einen oder anderen Bericht oder Roman aus dieser Epoche gelesen hat, denkt unweigerlich, er ist in diese Zeit zurückversetzt – so erging es uns jedenfalls!
Schade, dass wir durch unsere Zwangsunterbrechung diesen Teil mitten in der Nacht erlebten, aber gut, dass es hier vor 24Uhr auch nie so richtig dunkel wird um diese Jahreszeit. Nicht gerade fotobegnadetes Licht, aber genug um das zu erleben, was diese Landschaft einem bot und so sitzt sie tief in unserem Gedächtnis!
Gekrönt wurde aber diese Fahrt noch von einem Erlebnis der besonderen Art, eine Moosekuh überquerte mit ihrem Jungen im Laufschritt die Straße, gut, dass wir da noch einige Meter Abstand hatten.
Danach folgten langsam die großen ausgebauten Highways, die uns mit etwas mehr Geschwindigkeit – nun waren sogar 65 mph erlaubt – zum heutigen Ziel, Airport Anchorage, brachten. So konnten wir uns dann immerhin noch gegen 1:30 „in die Federn“ fallen lassen, denn gegen 5 Uhr klingelte ja schon wieder der Wecker.

Zur Fotogalerie Dawson City - Chicken - Tok - Anchorage
Zurück nach Whitehorse
Weiter bis Katmai NP